Rückkehr ist Pflicht

Von Hendrik Schulz – Kassel. Alle, alle, alle grüßen in Kassel. Auf dem Büroflur, Wildfremde auf der Straße, in der Tram. Auf einer Freundlichkeitsskala von Siegen bis Köln liegt Kassel auf jeden Fall in der Mitte (die Siegerländer sind toll, haben aber die Sturheit erfunden). Die Menschen in Kassel – und die Kollegen der HNA – erklären ihre Stadt, man muss sie nur fragen. Und manchmal erzählen sie’s auch einfach so. Noch besser. Mir ist jedenfalls tatsächlich nicht ein unfreundlicher Kasseler, Kasselaner oder Kasseläner (der Einfachheit halber im Folgenden „Kasseler“ genannt) begegnet. Sie alle mögen ihre Stadt. In Kassel lebt man nicht einfach so, sondern weil man das will.

Den Mantel werde ich Kassel übrigens nie vergessen: Seit Jahren suche ich einen knielangen Zweireiher. Die gab es einfach nicht, nicht mal im Netz. Aber in Kassel.
Was es auch gibt, sind befremdliche Ortsnamen. Wabern. Morschen. Knüllwald. Nordholland. Andererseits – in meiner Region gibt es Oberholzklau, Niedersetzen und Irmgarteichen…

Eine Woche reicht jedenfalls nicht aus, um eine Stadt wie Kassel so kennen zu lernen, wie sie es verdient. Die vergangenen fünf Tage waren genug, um Lust auf mehr zu machen. Die Kneipenwirtin, die ihren Stammgast im Hospiz besucht. Die Studenten, die sich nichts weniger vorgenommen haben, als ein ganzes Viertel voranzubringen. Die beiden streitenden Buchhändler. Die historische Markthalle, die viel mehr ist als nur ein Wochenmarkt. Die bekannten Sehenswürdigkeiten sind da irgendwie zu kurz gekommen. Ich muss Kassel noch einen Besuch abstatten. Mindestens.

Das mit dem Bier hat sich übrigens auch eingerenkt. Anfang der Woche hatten Kollege Torben Hinz und ich in der HNA geschrieben, dass das Naturtrübe der Brauerei Hütt hinter unseren Erwartungen zurückbleibt – vielleicht kein Affront, aber Unverständnis hat das doch hervorgerufen, bei den Kasselern wie bei manchen Kollegen. Wir haben’s nicht böse gemeint, bleiben aber dabei: Ostseeküsten- und Siegerland-Gaumen sind halt anders gepolt als in Nordhessen. Aber das Ur-Casseler schmeckt klasse. Ebenso „Läuft“, das Single Hop Pale Ale der Braumanufaktur Steckenpferd.

Und: Ich mag Weckewerk. Trotzdem will ich nicht wissen, was drin ist.


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